Dienstag, 27. Januar 2015

Update

Wie der treue Leser, eventuell auch die treue Leserin, dieses blogs weiß, plagt mich seit Mitte November eine Entzündung der Plantarfaszie des rechten Fußes. In den letzten Tagen ist eine Besserung eingetreten, sodass ich die beiden letzten Wochen auf je 60 km Lauftraining gekommen bin. Zustandegekommen ist dieses Pensum durch lockere Läufe von 50-55 Minuten auf weichem Boden.
Zuversichtlich stimmt mich der Umstand, dass ich heute ein erstes Training mit Schneeschuhen auf Meran 2000 absolvieren konnte und dabei sogar auf 64 min kam. Es schaut so aus, dass ich wieder ins volle Training einsteigen kann- am 31. Jänner bereits wage ich einen Schneeschuhlauf in Vezza d'Oglio, der am Abend bei Fackellicht ausgetragen wird. Entscheidend freilich werden die nächsten Wochen sein, um die Basis für die neue Saison zu legen.
Um diesem Eintrag einen literarischen Hauch zu verpassen, schließe ich mit einem Zitat der Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska: "... Aber das Wort 'staunen' birgt eine logische Falle. Schließlich erstaunt uns immer das, was von einer allgemein bekannten und akzeptierten Norm abweicht, von dem Selbstverständlichen, an das wir uns gewöhnt haben. Dabei existiert eine solche selbstverständliche Welt nicht."

Montag, 5. Januar 2015

Das kleine Wunder auf der Mendel

Manche Absichten trägt man lange mit sich, manche so lange, dass man sie endlich vergisst. Lange schon wollte ich mich an die Lektüre von Stendhal machen, in den letzten Wochen habe ich das Projekt umgesetzt und "Le Rouge et le Noir" zu lesen begonnen. Ich scheine auf einen großen Psychologen gestoßen zu sein, der nicht müde wurde, die feinsten Regungen der menschlichen Seele zu beobachten.
Soweit Stendhal. Nun aber zu meinen Wettkämpfen. Seit Mitte November plagt mich hauptsächlich eine sehr schmerzhafte Entzündung der Plantarfaszie des rechten Fußes. Ich reagierte, indem ich mich mit Rad- und Krafttraining fit hielt; sachte Einstiegsversuche ins Lauftraining schlugen fehl. Mein großes Ziel, die Ciaspolada am 4. Jänner, war gefährdet, zumal ich eine Woche vor dem bedeutendsten Schneeschuhlauf der Welt akute Schmerzen im Außenrist des rechten Fußes bekam, sodass ich nur noch stark humpelnd gehen konnte und ein Ermüdungsbruch im Raum stand. Am Vortag des Rennens entschloss ich mich, das Risiko einer unmöglich erscheinenden Teilnahme auf mich zu nehmen, auch weil die Verlegung der Ciaspolada auf die Mendel meinen Fähigkeiten entgegenkam.
Nach der üblichen Pressekonferenz am Vortag in Fondo und einer Übernachtung in einem Hotel in Ronzone mit den übrigen Mitfavoriten besichtigte ich am Wettkampftag zusammen mit meinem Laufkollegen Alessandro Rambaldini die Strecke- glücklicherweise wurden wir zweimal von einer Schneekatze mitgenommen-: es ging die Skipiste auf der Mendel rechts hinauf und links hinunter. Insgesamt kamen 3,2 km zusammen, mit zum Teil sehr steilen Rampen- es würde ein kurzes und intensives Rennen werden.
Bald nach dem Startschuss setzte sich Rambaldini ab, ich fiel auch auf die Verfolgergruppe zurück, versuchte näher zu kommen und hatte nach der Hälfte der Steigung, an 15. Stelle laufend, etwa 5 sec Rückstand auf das Ende der Verfolgergruppe. Meine Situation erschien mir aussichtslos, besonders da ich bergab mit meinem Fuß stark behindert war. Ich war schon dabei stehenzubleiben und sagte zu mir: "Praktisch ohne Lauftraining und in unsicherer Form anzutreten war ja völlig sinnlos", lief dann aber doch weiter.
mitten in der Aufholjagd, den Dritten Sociats im Visier (Foto: pegasomedia.it)
Zwei Minuten vor Ende der Steigung fühlte ich mich in einem Steilstück plötzlich wohl; als ich sah, dass ich näher kam, bekam ich Aufwind und begann zu überholen- eine Minute vor Ende der Steigung überlief ich den Katalanen Sociats (dem ich mich im Vorjahr bei der EM in den Pyrenäen geschlagen geben musste), kurz vor Ende der Steigung machte ich eine größere Lücke zu Claudio Cassi zu, überholte auch ihn und war plötzlich Zweiter, knapp 15 sec hinter Rambaldini. Bergab hatte ich beim Aufprall starke Schmerzen, wurde von Cassi rücküberholt. Da von hinten Gefahr drohte, biss ich die Zähne zusammen und blieb die Hälfte des Bergabstücks hinter Cassi. Als ich abriss, teilte ich mir meine Reserven so ein, dass ich gerade noch einen Podestplatz ins Ziel retten konnte- sehr zufrieden und völlig erschöpft überquerte ich als Dritter die Ziellinie, ich hatte den widrigen Umständen getrotzt.
Ich hoffe, vor dem Abschluss der Lektüre des oben erwähnten Stendhal-Buchs wieder ins reguläre Lauftraining einsteigen zu können.

Ergebnisse Ciaspolada, 4.1.2015:
1. Alessandro Rambaldini 13.32
2. Claudio Cassi 13.48
3. Gerd Frick 13.58
4. Andrea Debiasi 14.02
5. Just Sociats 14.04
6. Lucio Fregona 14.05
7. Alessandro Rescigno 14.08
8. Jordi Uro' Mompel 14.11
9. Franco Torresani 14.13
10. Filippo Barizza 14.22
vollständige Ergebnisliste